Erste Beziehungen Potsdams zu den Ländern des Tropengürtels begannen unter dem Grossen Kürfürsten, der in Holland seine Jugend verbrachte und mit einer holländischen Prinzessin in erster Ehe verheiratet war (später waren viele holländische Erbstatthalter und Könige mit preußischen Prinzessinnen verheiratet).
Holland war damals die erste Weltmacht zur See. Die am 2.März 1602 in Amsterdam gegründete VOC (Vereinigte Ostindien Companie) beherrschte damals nicht nur Indonesien, sondern auch Ceylon, sowie Besitzungen an der Westküste Afrikas und Südafrika.
Die VOC war die einzige Institution, der Japan (das sich damals hermetisch abschottete) gestattete, in Nagasaki eine Handelsniederlassung und Stützpunkt zu errichten.
Dadurch hatte Brandenburg über Holland auch Anteil an der großen weiten Welt.
Im Berliner Schloss richtete der Große Kurfürst eine Kunst- oder Kuriositätenkammer ein, in der er Ethnographica aus aller Welt, besonders aber aus Indonesien (so Krisse, Wayangmasken etc.) sammelte, die ihm der kurbrandenburgische Beauftragte in Batavia (dem heutigen Jakarta), Polemann, beschaffte.
Darüber hinaus hatte Holland aber auch große Besitzungen in Nord- und Südamerika und in der Karibik. (das heutige New York, damals Neu-Amsterdam, ist eine Gründung des holländischen Gouverneurs Peter Stuyvesant). An diese Zeit erinnert noch eine Kammer mit Möbeln und Bildern aus Brasilien im Oranienburger Schloss
Erste Brandenburger kamen über Holland in die Ferne und der erste Weitgereiste, der über Holland nach Brandenburg kam, war ein Prinz von den Molukken.
Nach Holland folgte dann seit dem 18.Jahrhundert England als die andere große Seemacht mit Besitzungen in Indien, Afrika, der Südsee, später Australien sowie der Karibik, Nord-und Südamerika.
Hier war es in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts Kapitän James Cook der die Aufmerksamkeit mit seiner Erforschung der Südsee auf sich lenkte und die Sehnsucht in die Ferne lenkte (man denke auch an Wörlitz). Die Rousseau’schen Ansichten „Zurück zur Natur“ taten ein Übriges. So ließ Friedrich Wilhelm II. im Erdgeschoß des Schlösschens auf der Pfaueninsel ein „Otaheitisches“ – also „Tahitianisches“ – Kabinett in Form einer Bambusrundhütte in der Havellandschaft errichten. Auch auf der Pfaueninsel ließ sein Sohn Friedrich Wilhelm der III. den Hawaiianer (oder wie man damals sagte Sandwichinsulaner) Mattew ansiedeln, der mit einer preußischen Frau verheiratet war und auf dem kleinen. Friedhof hinter St. Peter und Paul in Nikolskoe seine letzte Ruhe fand.
Friedrich Wilhelm III. war der nachweislich Erste der eine indonesische Bihunsuppe in Preußen aß, die er von seiner Schwester, der holländischen Königin geschickt bekam (worüber Bischof Eylert berichtete). Zum Bihunsuppe Rezept►
Und hätte sein Vater, der ja 1787 Holland besetzte, dieses mit Preußen vereinigen können, dann wäre das riesige holländische Weltreich preußisch geworden.
Friedrich Wilhelm III. ließe auch in Paretz einen chinesischen Pavillon und im Schloss einen Raum mit chinesischen Tapeten einrichten.
Doch nun wieder zurück zu den Anfängen.
Brandenburg hatte ja 1685 das Gebiet Groß-Friedrichsburg im heutigen Ghana erworben und dadurch kamen auch viele Afrikaner nach Potsdam, die hier als geachtete Bürger, sowohl als Pagen und Diener bei Höfe, als auch beim Militär dienten.(das Gebiet wurde dann von Friedrich Wilhelm I. 1717 an die holländische VOC verkauft):
Pesne malte den kleinen Fritz mit einem Afrikaner als Pagen im Hintergrund und kurz nach Einweihung der Garnisonkirche wurden dort bereits Kinder afrikanischer Soldaten getauft.
Nun zu Friedrich dem Grossen:
Das Chinesische Teehaus im Park Sanssouci, errichtet 1754-56 für Friedrich dem Grossen, von Büring, ist als Gesamtkunstwerk eines der gelungensten Beispiele der im 18.Jahrhundert in Europa ihren Höhepunkt erreichenden „Chinamode“.
Ermöglicht durch die Entdeckungsfahrten des 16. und 17.Jahrhundert wurden im 17. und 18.Jahrhundert große Mengen ostasiatischer Kunstgegenstände nach Europa, besonders in die großen Seefahrtnationen Holland und England gebracht und von den Fürsten in Kunst- und Kuriositätenkammern (die Vorgänger der heutigen Völkerkundemuseen) gesammelt.
Bereits Friedrich I. richtete um 1695 das „Chinesische Zimmer“ im Berliner Schloss ein, während etwa gleichzeitig das erste Porzellankabinett im Schloss Oranienburg entstand und Anfang des 18.Jahrhunndert die Porzellankabinette in den Berliner Schlössern Monbijou und Charlottenburg folgten. Unter Friedrich II: fanden ostasiatische Motive Eingang in die künstlerische Ausstattung der Potsdamer Schlösser, so im Stadtschloss, Schloss Sanssouci (1. Gästezimmer) sowie auf gemalten und gewebten Tapeten im Neuen Palais.
Anstelle der ursprünglichen Bezeichnung „Chinesisches Teehaus“ ist aber in Literatur und auf Grafiken auch vom „Japanischen Teehaus“ oder“ Japanischen Haus“ die Rede, was dann im 20.Jahrhundert zum Politikum wird, so nach dem Boxeraufstand von 1900 und in der Nazi-Zeit als Hommage an den Freund in Tokio (das war gerade in der Zeit als die Vergoldungen am Teehaus anlässlich der Olympiadenach alten Plänen wieder entdeckt und wiederhergestellt wurden).
Auch ein noch vorhandener chinesischer „Kuchenbaum“ sowie ein Weihrauchständer vervollkommnen das fernöstliche Ambiente der Umbebung des Bauwerkes.
Das zum Teehaus gehörende Küchengebäude errichtete Büring 1763. Die ursprüngliche Bemalung mit schlangenförmigen Verzierungen undBlumen sowie die fünf Pagoden aus Blech mir beweglichen Köpfen sind nicht mehr vorhanden.
Wegen der Malereien im Inneren nannte Friedrich das Teehaus immer „Affenhaus“; es ist aber auch auf die geschnitzten Affen, tropische Früchte und tropische Tiere im Voltaire-Zimmer in Sanssouci hinzuweisen, die bereits Goethe bei seinem Potsdam-Besuch im Mai 1778 sah und beschrieb.
Auch das 1770 von Gontard errichtete Drachenhaus auf dem Klausberg (der dann extra in Drachenberg umbenannt wurde; heute hat er wieder seinen alten Namen; eine Replik der von Chambers in Kewgarden in London errichteten Pagode; übrigens nur das Haus des Weingärtners) ist Ausdruck dieser Sehnsucht nach den Fernen Osten.
Ja, es gab sogar ein „Pisanghaus“ im Park zu Sanssouci.
Als Hommage an Indien finden wir aber auch im Neuen Palais ein „Indianisches Kabinett“,
„Indianische Seidentapeten“, „Indianische Trommeltische“ etc.
So ließ Friedrich der Grosse auf der Attika der „Alten Post“ von Unger am Wilhelmplatz Figuren der 4 (!) Kontinente darstellen (Australien war zwar schon entdeckt, aber noch nicht als Kontinent anerkannt.
Und bereits 1747 erwarb Friedrich das an Holland grenzende Ostfriesland (er ließ das Wappen beim Umbau des Stadtschlosses neben dem vom Preußen und Schlesien dort anbringen) und gründete als Folge die Königlich Preußische Seehandlung die auch Forschungen und reisen in die Tropen betrieb und finanzierte.
Aber auch die Graun’sche Oper „Montezuma“ über den letzten Aztekenkaiser, mit der die Oper Unter den Linden eingeweiht wurde, bezeugt das Interesse Friedrichs – der ja das Libretto für diese Oper schrieb und die Idee dazu hatte - für die Länder in Übersee.
Der in Potsdam 1759 geborene Yorck, der große Held der Befreiungskriege, stand zeitweise in holländischen Diensten auf Ceylon (dem heutigen Sri Lanka).
Übrigens: Über Friedrich II. sagte einmal ein britischer Diplomat: „er wolle lieber ein Affe auf Borneo sein, als Minister unter diesem König“.
Es sei noch zu erwähnen, dass die Kuppeln des Alten Rathauses zu Potsdam sowie des Stadthauses von Batavia (beide dienen jetzt bzw. demnächst als Historische Museen der jeweiligen Stadt) in der des Königlichen Schlosses (ehem. Rathaus) von Amsterdam ihr
Vorbild haben.
Aber auch das Ägypten der Pharaonen faszinierte: Friedrich der Grosse ließ ebenfalls an auf der Attika der „Alten Post“ neben den eben erwähnten Figuren der Kontinente Pyramiden errichten, ließ Sphingen an der Alle nach Sanssouci aufstellen und errichtete die Obelisken am Eingang des Parks von Sanssouci und die beiden des Neustädter Tores, jeweils mit frei erfundenen Hieroglyphen, da die Übersetzung erst dank des Steins von Rosette durch Champolleon – erst nach Friedrich – möglich wurde.
Auch hatte Friedrich der Grosse in seinen Bibliotheken im Stadtschloss, in Sanssouci und im neuen Palais eine umfassende Kollektion von - allerdings nur französisch-
sprachigen - Büchern mit zahlreichen Illustrationen und – zum Teil – separaten Landkarten über ferne exotische Länder (z.B. Indien, China, Tibet, Siam, Indonesien, der Südsee und Lateinamerika etc.).
Auch sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II. errichtete im Neuen Garten eine Orangerie im ägyptischen Stil und einen als Eiskeller dienende Pyramide, ebenfalls mit „Pseudo“ Hieroglyphen, sowie einen – Ende des 19.Jahrhuhderts – beseitigten Orientalischen Pavillon an Heiligen See. Vergessen wir aber auch nicht, daß der Freimaurer Mozart 1789 in Potsdam weilte und später mit seiner „Zauberflöte“ eine weitere Sehnsucht in das Land der Pharaonen entfachte.
Aber auch die hölzerne Eremitage und die Grotte im Neuen Garten sind Zeugnisse des Königs nach seiner Sehnsucht in die Ferne.
König Friedrich Wilhelm II. über den ich schon sprach, benannte Kaninchenwerder in Pfaueninsel um, die kurzerhand aus dem Potsdamer Lustgarten dorthin importiert wurden, und verwandelte die Insel in ein „tropisches“ Liebeseiland, zwar nicht in der Südsee, sondern nur in der Havel mit Gräfin Lichtenau
Nun zu Friedrich Wilhelm III. und seiner Zeit:
Die Brüder Humboldt waren im 19.Jahrhundert wohl das Größte und Beste was unter den Begriff Potsdam und die Sehnsucht in Ferne stehen konnte.
Der am 22.Juni 1767 im Kabinettshaus Am Neuen Markt 1geborene Wilhelm war preußischer Staatsmann, Diplomat (er vertrat Preußen u. a. auf dem Wiener Kongress und war zuvor Preuß. Gesandter in Rom (damals noch Kirchenstaat), Gelehrter, Forscher und Humanist. Mit seinem 4-bändigen Standardwerk „Die Kawisprache auf der Insel Java“ zeigte er nicht nur die Einteilung dieser Sprache in altjavanisches-, balinesisches-, javanisch-balinesisches- und spätjavanisches Kawi akribisch auf, sondern schuf auch darin ein vergleichendes Sprachlexikon aller austronesischen Sprachen von Madagaskar bis Rapanui (Osterinsel). Überdies gründete er 1810 die Berliner Universität und etablierte darin 1821 die Südostasien-und Indonesienforschung und gründete überdies das heutige Alte Museum, das erste der Museen auf der Berliner Museumsinsel. Er starb am 8.April 1835 in Schloss Tegel.
Sein am 15.September 1769 in Berlin geborener Bruder Alexander, lebte in Potsdam (im Stadtschloss, Schloß Charlottenhof, den Römischen Bädern und Humboldtstr.1), war universaler Forscher, Reisender und Staatsmann, machte von 1799-1804 die bahnbrechende Reise in die Karibik, nach Süd-, Mittel- und Nordamerika, was ihm die Ehrenbezeugung, er sei der eigentliche Entdecker Amerikas einbrachte, bestieg 1802 den Chimborasso, machte 1827/28 auf Einladung von Zar Nikolaus I. des Schwagers Friedrich Wilhelms IV. eine große Reise nach Sibirien, die ihn bis nach China führte und wo der Höhepunkt der Besuch eines buddhistischen Klosters war. Die Rückkehr von dieser Reise inspirierte Felix Mendelssohn-Bartholdy zur Komposition der Ouvertüre für das Schauspiel „Die Heimkehr aus der Fremde“, die wir ja Anfangs hörten. Er begründete die Vulkanobservation in Indonesien, förderte viele junge Wissenschaftler u.a. Junghuhn (der „Humboldt von Java“), Jagor und Bastian und verhalf ihnen zu Forschungsreisen in die Tropen. Er war Vertrauter und Vorleser Friedrich Wilhelms IV., enger Freund Goethes aber auch Friedrich Wilhelms III. und Ehrenbürger von Potsdam.
Goethe, der 1778 in Potsdam in Begleitung seines Freundes Herzog Karl August in Potsdam weilte, war besonders an Indonesien interessiert. Nur die wichtigstenBeziehungen: Er war seit 1827 Ehrenmitglied der Bataviaschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaften mit der er regelmäßig korrespondierte und auch mehrfach Post- und Päckchensendungen von dort erhielt. Er begründete und förderte als Minister die indonesischen Studien an der Universität Jena. Der Sohn von Herzog Karl August, der spätere Herzog Bernhard war von 1847-51 Oberbefehlshaber der Königlich Niederländisch-Indischen Armee (sein Palais im heutigen Jakarta – damals noch Batavia – gehört heute zum Außenministerium Indonesiens).
Schiller, der enge Freund Wilhelm von Humboldts, der 1804 Potsdam besuchte und von Königin Luise durch Sanssouci geführt wurde, hatte durch seine Verwandtschaft ebenfalls enge Beziehungen zu Indonesien.
Heinrich von Kleist – wir sind ja im Kleistjahr -, machte in Potsdam sein Abitur.
Er lässt den Richter Adam in seinem „Zerbrochenen Krug“ seiner Angebeteten Eva damit erpressen, in dem er droht, deren Freund Rupprecht zum Militärdienst nach Batavia zu schicken. Damit ist Indonesien in diesem Stück Kleists immer – wenigstens latent -präsent.
Fürst Pückler, der auch den Orient bereiste (und sich dort sogar eine Geliebt mitbrachte, die er als Sklavin kaufte), weilte oft in Potsdam und war Schöpfer des Babelsberger Schlossgartens.
Es gab unter Friedrich Wilhelm III. sogar bilaterale Verträge zwischen Preußen und den beiden Südseekönigreichen Tonga und Hawaii. Als in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Außenminister von Tonga, Prinz Fatafeitui Pelehake im damaligen West-Berlin weilte, legte er in Erinnerung daran am Sarkophag Friedrich Wilhelms III. und Wilhelm I. im Charlottenburger Mausoleum Kränze nieder. Der Name der Königin Elisabeth Solote ging auf die Gattin Friedrich Wilhelm IV. und Solote (Verballhornung von Charlotte) auf seine Schwester, der späteren Zarin von Russland zurück.
Das um 1880 leider abgebrannte großartige Palmenhaus auf der Pfaueninsel, das uns der Maler Blechen so großartig überlieferte, war ausgestattet mit Statuen aus Birma, dem heutigen Myanmar,
Ludwig Strenaux, der gro0e Sänger Potsdams der 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts berichtet in seinen Büchlein „Potsdamer Pastelle“ über den Tiergarten des Königs auf der Pfaueninsel, es gab da u.a. Elefanten, Löwen, Giraffen, Dromedare etc.
Unter Friedrich Wilhelm IV. kam dann alles in den neugegründeten Berliner Zoo.
Somit war die Pfaueninsel Vorläufer des Berliner Zoos.
König Friedrich Wilhelm IV. war der Monarch in Potsdam, der das wohl größte Interesse an tropischen Ländern hatte.
Bereits als Kronprinz schrieb er den Roman„Die Königin von Borneo“ den er auch selbst illustrierte.
Sein Schlösschen Charlottenhof nannte er sein „Siam“. (Siam, alter Name von Thailand, d. h. „Land der Freien“, da es – trotz Gebietsabtretungen nie europäische Kolonie war)
Im Jahre 1855 kam es im Potsdamer Stadtschloss zu einer Begegnung zwischen A. v. Humboldt, Franz Wilhelm Junghuhn – genannt „der Humboldt von Java“, und seinen Schwager Prinz Frederik der Niederlande, der als erster Oranier die Kolonie Indonesien bereiste und beschrieb. Dabei ließ sich der König genau von Jnnghuhn über Indonesien berichten.
Der in Mansfeld in Sachsen-Anhalt 1809 geborene Junghuhn war eine großartige Informationsquelle für Alexander von Humboldt. Zuerst als Arzt in Batavia, Semarang und Yogjakarta tätig, begann er die Vulkane Java zu besteigen und zu vermessen und bereiste auch Sumatra, wobei er von den damals noch freien Bataks zum Tode durch Verspeisen verurteilt wurde, sich diesem Schicksal aber durch Flucht entziehen konnte (worüber er sehr humorig schrieb). Humboldt hat sich in seinem 5-bädigem Werk „Der Kosmos“, wenn es auf Indonesien ging, immer auf Junghuhn bezogen. Darüber hat Junghuhn zusammen mit H. J. Haßkarl den Chininbaum nach Niederländisch-Indien verpflanzt und machte so das Land zum größten Chinin-Exporteur der Welt.
Er starb 1864 in Lembang bei Bandung in West-Java.
Friedrich Wilhelms Gattin Königin Elisabeth sammelte als erstes gekröntes Haupt Bilder des javanischen Malers Raden Saleh, dessen Geburtstag sich im Februar zum 200.Male jährte.
Ein besonderes Kapitel waren die ersten Chinesen in Potsdam, die in der Weinbergstrasse.
Überdies gründete der König auch das erste Ethnologische Museum in Deutschland, das seinerzeit in dem durch Stüler auf seiner Initiative hin erbauten Neuen Museum auf der Museumsinsel untergebracht war.
Friedrich Wilhelm förderte auch die Gossener Mission, die die christliche Bekehrung in vielen Ländern, so auch in Indonesien, betrieb
Nun zu Kaiser und König Wilhelm I., der heute vor genau 123 Jahren verstarb. Unter diesem wurde nach der Einigung des Reiches Deutschland an 1884 auch – wenngleich sehr spät und auch nur kurz - Kolonialmacht.
In dieser Zeit erhielt Berlin 1886 auch ein eigenes Völkerkundemuseum, dessen Gründer und erster Direktor Adolf Bastian (1826-1905). Hier seine Verdienste: Er war der größte deutsche Forscher nach Alexander von Humboldt, verbracht 25 Jahre seines Lebens auf Reisen in allen Erdteilen,, begründete die Völkerkunde (Ethnologie) als Wissenschaft in Deutschland, kreierte den Namen „Indonesien“ und machte ihn durch seine Werke deutschland- und weltweit bekannt und ist der eigentliche Begründer der deutschen Indonesien-Forschung.
Bastianswissenschaftlicher Gegenspieler war der 1844 in der heutigen Yorckstrasse 44
geborene Ernst Haeckel, der Begründer der modernen Abstammungslehre. Er schrieb u. a. das Reisetagebuch „Aus Insulinde – Malayische Reisebriefe“ bereiste Java und Sumatra und arbeitete am Botanischen Garten zu Bogor (dem damaligen Buitenzorg) auf Java.
Übrigens wurde Buitenzorg (das ist Sanssouci auf holländisch) mit seinem von dem Deutschen Reinwardt gegründeten Botanischen Garten früher immer das „Javanische Potsdam“ genannt. Mit dem Bau des sich in diesem Park befindlichen Palastes der früheren Generalgouverneure von Niederländisch-Indien wurde – genau wie hier mit Sanssouci – 1745 durch den deutschenstämmigen Generalgouverneur van Imfoff begonnen.
Zu erwähnen ist auch Bastians Freund und Mitstreiter, der Ethnologe, Geographund Forscher, Fedor Jagor (1816-1900), der auch drei große Weltreisen unternahm (über die er mehrere Bücher schrieb), der von Alexander von Humboldt für seine erste Weltreise, die ihn 1857/58 nach Java führte (und auf der er erstmals das neue Medium Fotografie verwendete) an Junghuhn „wärmstens empfohlen“ wurde
Durch die Deutschen Schutzgebiete in Afrika, der Südsee und Kiautschau in China kamen auch viele Potsdamer (besonders auch Militärs aus der Garnisonstadt) in die Ferne.
Dieses Thema würde für einen eigenen Vortragsabend ausreichen, darum erwähne ich es nur am Rande.
Der in Berlin geboren Heinrich Berger (1844-1929) war u.a. Militärkapellmeister bei einem Garderegiment in Potsdam. 1872 bat der König von Hawaii, Kamehamea, Kaiser Wilhelm I. um einen Kapellmeister.
Berger ging im gleichen Jahr nach Hawaii und komponierte 1877 die spätere Nationalhymne des Inselreiches, zu der König David Kalakua 1877 den Text schrieb.
Des Königs Enkel besuchte während einer Weltreise 1881 auch Potsdam.
Berger blieb bis zu seinem Tode auf Hawaii, war dort ein erfolgreicher Musiker, Dirigent und Komponist und liegt in Honolulu begraben.
Der große Sänger der Mark , Theodor Fontane, schrieb u.a. sein in Nordamerika spielendes Gedicht „John Meynart“ und sein letztes Gedicht „Die Balinesenfrauen von Lombok“ war eine erschütternde Anklage gegen die Eroberung der Insel durch die Holländer.
Es wurden aber auch seit den Tagen Friedrichs II. immer wieder tropische Pflanzen und Gewächse in den Schlossgärten angepflanzt (z. T. auch durch Ratschläge von Alexander von Humboldt, so durch die Lenne’, der Gärtnerfamilie Sello aber später auch noch durch Ratschläge von Karl Foerster).
Der neue Kaiser, Wilhelm II., war ja auch der „Reisekaiser“, bekannt auch durch seine oft politisch genutzten Reisen nach Nordafrika und nach Klein- und Vorderasien
In der Schustertrasse – in der der bereits erwähnte Feldmarschall Yorck das Licht der Welt erblickte , wurde Ende des 19.Jahrhunderts das Polarschiff „Gauß“ ausgerüstet mit dem der Polarforscher und Geograph Erich von Drygalski seine Antarktisexpedition ausrüstetet
Oder nehmen wir Georg Hermanns ergreifender Roman „Heinrich Schön“, der in einem noch vorhandenen Haus „Am Kanal“ unweit der wieder erstehenden Kellertorbrücke spielte, und dessen Sohn nach Brasilien auswanderte, dort tragisch am gelben Fieber erkrankte und starb und kurz zuvor noch im Fieberwahn das Glockenspiel der Garnisonkirche zu hören glaubte.
Sehr eindrucksvoll waren auch die Astronomischen Instrumente, die der Kaiser auf der obersten Terrasse der Orangerie aufstellen ließ , die als Beute nach dem Boxeraufstand von 1900 von Peking nach Potsdam gelangten, dann allerdings nach dem Versailler Vertrag wieder an China zurückgegeben werden mussten und sich jetzt wieder in der chinesischen Hauptstadt befinden.
Es gab sogar eine Ortschaft „Potsdamhafen“ an der Küste des Kaiser-Wilhelm-Landes in Nordost-Neuguinea im deutschen Teil Melanesiens
Es wurde der Friedhof Stahnsdorf angelegt, diese riesige Nekropole vor den Toren Potsdams mit den Gräbern von Bastian, Jagor, v. Richthofen, Murnau (Freund von Walter Spies), Familie Siemens (eine der ersten deutschen Firmen, die in Indonesien tätig waren), aber auch von Kuhnert, der die Zeichnungen für Brehms Tierleben anfertigte.
Die in Babelsberg ansässige Lokomotiv- und Waggonbaufirma Orenstein und Koppel hatte in der 1. Hälfte des 20.Jahrhunderts ein starkes Engagement in Indonesien.
Zu erwähnen sind auch die Reisen des Kronprinzen Wilhelm (u.a. nach Indien) sowie seine umfangreiche Reiseliteratur in Bibliothek zu Cecilienhof
Baron Victor von Plessen, der die ersten deutschen Tonfilme über Bali und Borneo machte („Die Insel der Dämonen“ 1931 und „Kopfjäger auf Borneo“ 1935), diente vor 1914 in dem Potsdamer Garde-Regiment „Garde du Corps“und berichtete Wilhelm II. mehrfach in seinem niederländischem Exil in Doorn über seine Aufenthalte in Indonesien.
Weimarer Zeit:
Die Ufa-Stars Lil Dagover und Ilse Werner wurden beide auf Java geboren.
Viele der in Babelsberg gedrehten Ufa-Filme kündeten von der Sehnsucht in die Ferne.
Beim Zustandekommen des Filmes „Die Insel der Dämonen“ war auch der deutsche Maler und Musiker Walter Spies in hervorragender Weise beteiligt.
Er lebte seit 1927 auf Bali und war kundiger Kenner der Sitten und Gebräuche der Insel.
Bei der Premiere des Filmes im Ufa-Palast am Zoo Anfang 1933 in Berlin war sogar Kronprinz Wilhelm zugegen und der Film löste wie schon einige Jahre zuvor einBuch mit unzähligen Fotografien über Bali von Gregor Krause (was Spies übrigens zu seiner Reise nach Bali veranlasste) eine solche Welle der Begeisterung aus, dass zahlreiche neue Lichtspielhäuser den Namen „Bali“ erhielten.
Zu nennen ist aber auch das „Arabicum“ mit Schätzen aus dem vorderen und mittleren Orient in der Villa des Bankiers Guttmann am Jungfernsee. Der Direktor des Museums für Islamische Kunst in Berlin Sarre’ hatteeine Villa am Griebnitzsee
Der große Völkerkundler, Schriftsteller und Reisende Siegfried Passarge (u.a. Dr.-Vater des Hamburger Indonesien-Experten und Reisenden Karl Helbig) wohnte ebenfalls in Potsdam.
Und dann die Nazi-Diktatur:
Viele jüd. Bürger Potsdams mussten nach 1933 unfreiwillig in die Ferne und auch in tropische Länder. Viele gingen nach China (besonders Shanghai), aber auch nach Nord- und Südamerika, so auch die zweite Frau von Ludwig Sternaux, die mit ihrer Tochter nach Chile emigrierte.
Während die Potsdamer Konferenz lief, fielen die verheerenden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki.
Der spätere Präsident Indonesiens, Sukarno, wählte ausgehend von der Konferenz den günstigsten Termin für die Proklamation für die Unabhängigkeit von Indonesien (am 17.August 1945).
Damit hatte Potsdam auch indirekt darauf einen Einfluss.
In der DDR-Zeit waren verständlicher Weise der Sehnsucht in die Ferne im wahrsten Sinne des Wortes sehr enge Grenzen gesetzt.
Dennoch spielte der bekannte Potsdamer Pianist Roland Brettschneider 1957 im Palast zu Bogor vor Präsident Sukarno und bereiste anschließend Java und Bali.
Der Pianist Herr Scholl machte – allerdings erst nach der Wiedervereinigung ein Gastspiel durch Brasilien.
Nun zur Gegenwart:
Zu erwähnen ist die erste Ausstellung über Indonesien, die im Juni/Juli 2001 in Zusammenarbeit mit der indonesienschen Botschaft in Potsdam stattfand. Die Bundestagsabgeordnete, Frau Voß, hielt die Eröffnungsansprache, die von Tänzen aus Sumatra, Java und Bali umrahmt wurden.
Am 16.August 2003 fand im Alten Rathaus eine Kulturveranstaltung statt, zu der auch der damalige Botschafter Indonesiens in Deutschland, Jamtomo, mit seiner Familie erschien. Es waren von indonesischer Seite u. a. das Gamelanorchester der Botschaft aus Berlin sowie der Wayngspieler Pak Marhasi aus Hamburg zugegen. Die deutsche Kultur wurde u.a. durch den Potsdamer Pianisten Werner Scholl sowie dem letzten Ministerpräsidenten der DDR, Lothar de Maiziere’, der die Bratsche spielte, vertreten.
Es wurden Werke von Franz Schubert und Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Gehör gebracht, zu denen die Potsdamer Ute Beckert sang.
Das Geophysikalische Institut erforschte u .a. den Vulkan Merapi in Mittel-Java.
Nach dem verheerenden Tsunami von Weihnachten 2004 geht das Tsunami-Frühwarnsystem für Indonesien hier von Potsdam aus (ebenfalls vom selben Institut).
Ein Bogen von mehr als 300 Jahren hat sich geschlossen – Potsdam, die Stadt des Toleranzediktes von 1685, war meist immer eine weltoffenen Stadt, die Fremde und Fremdes gern aufnahm und zur Heimat machte, in der heute ausländische Kommilitonen gerne studieren und jährlich unzählige Besucher aus allen Kontinenten kommen und die Bauten und Gärten des Weltkulturerbes bewundern – dies alles sollte mein Vortrag darlegen.
Werte Damen und Herren, ich bedanke mich sehr für Ihre Aufmerksamkeit.
Friedrich der Grosse:
Palmen als Logenstützen im ehem. Schlosstheater im Stadtschloss; Palmen im Schloss-
Theater im neuen Palais
Pyramide auf dem Ruinenberg
Friedrich Wilhelm II.:
Reetgedeckte Borkenhäuser im Stil von Bambusrundhütten im Neuen Garten und auf der Pfaueninsel
Türkisches Zeltzimmer („Orientalisches Kabinett“) im Marmorpalais
Friedrich Wilhelm III.:
Chinesische Tapeten im Schloss Paretz und Chinesischer Pavillon im Schlosspark Paretz
Fest der Weißen Rose „Lalla Rookh“ am Hofe des Großmoguls zu Agra (nach dem Schauspiel von Thomas Moore) im Berliner Schloss 1821 und Potsdam 1829 auf der „Mopke“ (Areal zwischen dem Neuen Palais und den Communs). In Berlin und Potsdam mit Prinzen als Darsteller (u.a. der spätere Kaiser und König Wilhelm I. und seine Schwester, die Zarin von Russland)
Friedrich Wilhelm III. und IV.:
Teestuben (u.a. Kapellenberg)
Friedrich Wilhelm IV.:
Maurisches Kabinett im Belvedere auf dem Pfingstberg
Moschee im maurischen Stil (Pumpwerk von Sanssouci)
/// Indonesien in Potsdam auf dem Luisenfest 2011 ///
Es grüßt Sie herzlichst
Tobias Lein
Aktuelle Veranstaltungen:
Pax vobiscum
Am Sonntag, 30. Oktober von 10:00 - 12:00h
sind wir zum Gottesdienst,in der Friedenskirche in Potsdam. Nun danket alle Gott, dem Schöpfer, der alles so schön hat erschaffen.
Friedenskirche Potsdam
Am grünen Gitter 3
Wer Interesse hat mit zugehen meldet sich bitte unter tradition.u.leben@email.de
Für weiter Informationen kontaktieren Sie uns bitte.
Es grüßt Sie herzlichst
Tobias Lein